Update: Im November 2017 stellte Google die Unterstützung von Eddystones unter iOS ein. Das „Physical Web“ gibt’s vorerst nur noch unter Android.

Update 2: Am 6. Dezember wird Google die letzte Eddystone/Nearby-Benachrichtigung zustellen. Damit ist das „Physical Web“ endgültig tot. Mehr in diesem Blogpost.

iBeacons, die kleinen Bluetooth-Sender für Location Services, sind großartig. Kommt man in die Nähe eines solchen „Leuchtfeuers“ (Englisch: beacon), meldet sich die dazu passende App mit dem richtigen Content, einer ortsgebundenen Funktion oder der passenden Benachrichtigung. Die Batterie eines iBeacon hält im Idealfall mehrere Jahre, die Geräte sind recht günstig (ab etwa 10 Dollar) und das Ausrollen ist mit unserer xamoom Service App sehr einfach. In unserem Blog gibt’s ein ausführliches iBeacon Einmaleins.

Logo Physical WebSoweit, so gut. Der Nachteil wurde bereits angesprochen: iBeacons nach Apples Spezifikation brauchen stets eine eigene App, die jeweils für iOS und Android entwickelt werden muss. Auch wenn die Entwicklung mit unseren SDKs für iOS und Android sehr effizient ist, sind Apps nie billig. Zudem installiert sich nicht jeder Nutzer für einen Museumsbesuch oder einen Wochenend-Trip gleich eine App.

Beacons für das mobile Web

Google weiß das und stellte vor nunmehr über einem Jahr seine Eddystones vor. Voraussetzung für deren Nutzung ist Android ab 4.3 mit aktuellem Chrome-Browser oder iOS ab 7 mit ebenfalls installiertem Browser von Google. Auch der mobile Opera unterstützt diese Technik.

Hier ein Intro-Video aus dem Juli 2015:

Klingt spannend, oder? So richtig „ready for primetime“ ist Googles Physical Web allerdings noch nicht, weshalb sich hierzulande auch kaum jemand damit beschäftigt. Es gibt noch nicht einmal eine deutsche Übersetzung der Wikipedia-Seite dazu.

Erst in den letzten Wochen hat Google mit einer neuen Version der Play Services nachgebessert und die Benachrichtigungen etwas auffälliger gemacht. Jetzt wird’s schön langsam soweit.

Eigenheiten

Die Spezifikation von Google ist ziemlich streng, der Online-Konzern kontrolliert recht detailreich, was eine Physical-Web-URL ist. So darf diese maximal 17 Zeichen lang sein (warum, weiß keiner), der Inhalt muss per SSL verschlüsselt sein (was sinnvoll ist) und die Bots von Google dürfen nicht durch eine Robots.txt-Datei vom Indizieren des Inhalts abgehalten werden (was andere Probleme mit sich bringt).

Update: Wir können seit xamoom 7.0 auch mit längeren URLs umgehen.

Als Anbieter eines Dienstes, der auch Eddystones unterstützen will, kodiert man per App vom Beacon-Hersteller anstatt dreier IDs (UUID, Major, Minor) eine URL auf den Beacon. Einige Beacons (z.B. jene von Radius Networks oder kontakt.io) können beide Informationen in Zeitschlitzen nacheinander senden, weshalb ein Gerät für beide Standards reicht.

Leise Benachrichtigungen

Der Vorteil, dass keine App nötig ist, bestimmt auch gleichzeitig den Nachteil. Woher weiß der Nutzer denn nun, dass an einem bestimmten Ort der passende Inhalt wartet?

Beim allerersten Mal, wenn man Bluetooth an hat und sich ein Eddystone in der Nähe befindet, bekommt man eine piepsende Benachrichtigung und wird gefragt, ob man diese Funktion grundsätzlich aktiviert haben möchte.

In der Folge wird man lediglich durch ein Chrome-Icon [A] in der Notification-Leiste darauf aufmerksam gemacht, dass sich hier ein spezieller Inhalt befindet. Zieht man diese herunter [B] kann man sie anklicken und erhält eine Liste aller mobilen Content-Angeboten in der Nähe [C]. Ein Tapser darauf öffnet schlussendlich den Browser mit dem Inhalt.

Eddystone notifications on an Android phone

 

 

 

 

Eddystone notification on an iOS deviceUnter iOS (siehe Screenshot rechts) ist die Sache noch ein wenig versteckter: Hat man Chrome die grundsätzliche Erlaubnis gegeben, bekommt man die Meldung nur mit, wenn man in die Mitteilungszentrale geht.

Sehr unauffällig? Zu unauffällig? Stimmt.

Allerdings muss man Googles Dilemma sehen: Würde jeder zu welchem Zwecke auch immer Eddystones in der Gegend verteilen und würde das Handy bei jedem Vorbeigehen klingeln, würde man sein Handy sehr schnell in den nächsten Mistkübel werfen.

Übrigens: Die bestmögliche Reichweite beträgt in der Praxis etwa 40 Meter bei freier Sicht.

Vor- und Nachteile

Plus:

  • Es funktioniert mit neuen Handys immer und zwar auch wenn keine App da ist.
  • Für Anwender ist es ein kleines „Wow“, wenn man so ohne Zutun (NFC-Handy draufhalten oder QR-Code scannen) mehr über einen Ort oder zu einem Objekt erfahren kann.
  • Man kann neuere iBeacons ohne Mehrkosten zusätzlich als Eddystones funken lassen.

Minus:

  • Unter iOS muss der Chrome-Browser installiert sein. Zusätzlich muss noch Chrome die Erlaubnis für Benachrichtigungen bekommen.
  • Der Benutzer muss die Möglichkeit am Start erst aktivieren.
  • Die Einstellungen (auch zum Deaktivieren) befinden sich in Chrome und sind sehr versteckt: Einstellungen – Datenschutzeinstellungen – Physical Web.
  • Google ist zu restriktiv und will, dass alle Inhalte auch indiziert werden. Dies kann ein Showstopper für den einen oder anderen Anwendungsfall bedeuten – etwa, wenn ein Museum seinen Audioguide nicht öffentlich abrufbar haben will.

Eddystones bei xamoom

Wir unterstützen alle Techniken, um den Kontext des Nutzers herauszufinden (Standort oder Nähe zu einem Objekt). Dies sind einerseits URL-basierte Identifikatoren für QR, NFC und Eddystones. Andererseits sind auch GPS-Koordinaten und alphanumerische IDs für iBeacons mit dabei. Weitere können sehr schnell integriert werden.

Unser CMS-Backend generiert diese IDs (wir nennen sie „Marker“) automatisch, die Service-App (siehe Screenshot unten) hilft beim Beschreiben der NFC-Tags und Bluetooth-Beacons.

xamoom service app for Android displaying beacon IDs

Business cards with NFC and iBeacon

Interessante Anwendungen:

Unsere Visitenkarten haben seit jeher einen QR-Code und NFC-Chip, der zu einer Seite über uns führt. Dort angelangt, sieht man erst einmal eine mobile Webseite mit allen multimedialen Möglichkeiten. Man kann uns mit einem Tapser anrufen, uns ein E-Mail senden oder die Visitenkarten-Datei (.vcf) im Adressbuch des Handys speichern.

Neben QR und NFC könnten wir natürlich auch einen Eddystone (oder auch iBeacon) mit uns herumtragen. Fortan werden wir dies übrigens auch ständig tun.

Weiterer Vorteil mit xamoom: Die angezeigte Seite an einem Spot (Ort oder Objekt) kann jederzeit umgeschalten werden. Verlässt beispielsweise ein Mitarbeiter das Unternehmen, werden die digitalen Visitenkarten einfach auf den neuen Mitarbeiter umgeleitet.

vCards of xamoom employees

Ein Google-Mitarbeiter hat ein nettes Demo-Video produziert, in dem ein Hund einen Eddystone trägt und so im Falle des Falles (entlaufen etc.) Informationen über sich verrät.

Gleiches könnte man mit jedem anderen Gegenstand machen. Wie wäre es etwa mit einem Eddystone im Golf GTI zur Wörthersee Tour 2017 ;-) ? Oder einer Information an alle Passanten falls ein Auto gestohlen wird? Der Inhalt einer Eddystone-Seite kann schließlich jederzeit live verändert werden.

Habt ihr weitere Ideen? In den Kommentaren ist noch genug Platz dafür!

xamoom kostenlos testen!

Der Einsatz von Eddystones setzt einen API-Zugang voraus – das günstigste Paket kostet somit 349 Euro im Monat. Das Location-CMS kann jedoch schon vor dem Einsatz kostenlos getestet werden. Wie? Einfach Formular im xamoom Store ausfüllen!

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