Die fünfte Mobilfunkgeneration (kurz: 5G) steht unmittelbar vor dem Start. Viele reden davon und viele wundern sich, was es denn bringt.

Die Vorteile von 5G

Enormes Tempo: Für die allermeisten Nutzer wird die aktuell verfügbare Bandbreite von LTE, der vierten Handygeneration (4G), mit maximal ausgereizten 1200 MBit/s ausreichen. 5G erhöht das noch einmal um ein Vielfaches. Zum Vergleich: Die dann maximal gebotenen 20 GBit/s sind doppelt so viel wie mittelgroßen Universitäten (etwa Alpen Adria Universität Klagenfurt) zur Verfügung haben.

Diese Netzkapazität wird vor allem durch ein deutlich größeres Frequenzspektrum möglich. Die Sendestationen müssen aber auch in der Lage sein, die enormen Datenmengen hin- und wieder weg zu transportieren. Die Sender brauchen entsprechend großzügige Anbindungen ans Internet.

Kurze Latenzzeiten: Während hohe Bandbreiten nur beim Download riesiger Dateien spürbar sind, tragen kurze Latenzzeiten stark zum subjektiven Tempo bei. Mit 5G soll das mobile Internet so richtig reaktionsschnell werden.

Latenz lassen sich beobachten. So kann es gut anderthalb Sekunden dauern, bis die Sprachassistentin Alexa eine Philips Hue-Glühlampe einschaltet. Verantwortlich dafür sind viele, unterschiedlich schnelle, Internetverbindungen quer über den Globus.

Angegeben wird bei 5G eine Latenz von weniger als einer Millisekunde (<1 ms) – ein Traum für jeden Technik-Enthusiasten. Nicht gesagt wird allerdings, dass diese Latenz lediglich für den ersten Hop auf den Sender besteht. Danach sorgt eine Vielzahl von Verbindungen bis zu den gewünschten Servern für eine Erhöhung der Latenzzeit. Der Flaschenhals bestimmt auch weiter die Qualität.

Über speziell konfigurierte Netze sollen Echtzeitübertragungen möglich sein. Die Rede ist hier weniger von Live-Fußballspielen als von Operationen, wo Arzt und Patient über Kontinente hinweg getrennt sind.

Der Energieverbrauch pro übertragenem Byte soll um bis zu 90 Prozent sinken.

Schlussendlich gibt es bei jeder Funktechnik auch ein wörtlich gemeintes Tempolimit bis zu der eine Übertragung und die Verbindungsübergabe von einem Sender zum nächsten noch möglich ist. Bei 5G kann man sich auch mit 500 km/h bewegen und bekommt noch die volle Leistung.

Entwickelt wurde 5G auch für die Kommunikation zwischen Maschinen. So können auf einem Quadratkilometer bis zu eine Million Geräte (106) gesteuert werden.

Pläne der österreichischen Anbieter

Anfang März brachte die Versteigerung von 5G-Frequenzen von 3,4 bis 3,8 GHz dem Fiskus 188 Millionen Euro. A1 gab für seine landesweiten Pakete 64 Millionen, T-Mobile 57 Millionen und Drei 52 Millionen Euro aus. Daneben ersteigerten noch vier weitere Bieter – Mass Response, Liwest, die Salzburg AG und die Graz Holding – regionale Frequenzpakete. Die Auktion fiel somit deutlich günstiger aus als jene für 3G und 4G, wofür Milliarden ausgegeben wurden.

Wir haben bei allen drei Anbietern mit eigenem Netz (Disclaimer: der MVNO Ventocom, der u.a. Hofer Telecom betreibt, hält Anteile an xamoom) nach deren 5G-Plänen gefragt. Hier deren Antworten:

A1

Livia Dandrea-Böhm, A1-Unternehmenssprecherin

 

Wann bieten Sie 5G Ihren Kunden an? Wann wird es in allen Landeshauptstädten verfügbar sein und wann flächendeckend?
LIVIA DANDREA-BÖHM: Nach ersten öffentlichen Tests und Präsentationen im Vorjahr hat A1 Anfang des Jahres erstmals 5G in das bestehende Mobilfunknetz integriert: Im Rahmen eines Testbetriebs wurde die Gemeinde Gmünd erfolgreich mit 5G versorgt. Auch im industriellen Bereich setz A1 5G Technologie bereits ein – etwa am Flughafen Wien. Technologiepartner beim österreichweiten 5G-Ausbau wird Nokia sein.

Für Privatuser wird 5G im nächsten Jahr interessant: Dann werden die Netze ausgebaut und ausreichend Smartphones am Markt sein, welche einen echten Mehrwert bieten. Das Rennen um 5G wird nicht in den ersten zwei Monaten entschieden.

5G braucht für seine hohen Bandbreiten und kurzen Latenzen mehr Sender auf kleinerem Raum. Sind das schlechte Nachrichten für ländliche (und somit auch touristische) Gebiete?
DANDREA-BÖHM: Die Sender können auch sehr klein sein und somit auf Lichtmasten, Fassaden, in Schaltkästen etc. angebracht werden. 5G-Sender benötigen allerdings auch breitbandige Anbindungen an das Netz, weswegen wir auch weiterhin den Ausbau der Glasfaser-Infrastruktur forcieren.

Wird am Land 4G weiter forciert? Die Bandbreiten sind ja auch nicht schlecht.
DANDREA-BÖHM: Wir setzen weiterhin auf einen smarten Mix aus unterschiedlichen Netz-Angeboten für unsere Kunden. Unser Ziel ist es, dass möglichst viele Österreicher möglichst hohe Bandbreiten und möglichst geringe Latenzzeiten zur Verfügung haben – zu wirtschaftlich für alle Seiten vertretbaren Konditionen.

Wird es bei 5G zu nationalem Roaming kommen – etwa, um die Versorgung am Land besser zu machen? Was spricht eigentlich dagegen?
DANDREA-BÖHM: Über künftige Netzausbau-Strategien können wir zum derzeitigen Zeitpunkt nicht sprechen.

Wird sich etwas an den Preisen ändern? Wird es teurer?
DANDREA-BÖHM: Künftige Preisentwicklungen, egal in welche Richtung, kommentieren wir prinzipiell nicht.

Was tut sich im Roaming? Haben Touristen aus den USA, China oder Japan auch schon Roaming-Pakete und können sich somit Daten in Österreich leisten?
DANDREA-BÖHM: Selbstverständlich roamen Gäste aus aller Welt in Österreich, seit längerem auch in 4G-Geschwindigkeit.

T-Mobile

Helmut Spudich, Sprecher von T-Mobile Austria

 

Wann bieten Sie 5G Ihren Kunden an? Wann wird es in allen Landeshauptstädten verfügbar sein und wann flächendeckend?
HELMUT SPUDICH: Wir haben unser 5G-Netz bereits im März 2019 gestartet. Am Start konnten unsere Kunden 25 Sendestationen in ganz Österreich nutzen. Realistischer Weise werden anfangs wenige Kunden das nutzen können, da es derzeit weder Router noch Smartphones gibt. Aber auch Rom wurde nicht an einem Tag erbaut. Bis Ende 2020 werden wir die Lizenzauflage von wenigsten 303 Stationen deutlich übertroffen haben, bis Mitte 2021 werden es mehr als 1000.

Am Anfang stehen nicht unbedingt Landeshauptstädte im Fokus, da in Städten die Versorgung mit leistungsfähigem Breitband in der Regel besser ist als in kleineren Gemeinden. Wir wollen am Anfang eher schwach versorgte Gemeinden zuerst versorgen. Flächendeckend – im Sinne von „Population Coverage“ – wird es sicherlich vier bis fünf Jahre dauern und auch von Rahmenbedingungen wie der nächsten Auktion 2020 abhängen.

5G braucht für seine hohen Bandbreiten und kurzen Latenzen mehr Sender auf kleinerem Raum. Sind das schlechte Nachrichten für ländliche (und somit auch touristische) Gebiete?
SPUDICH: Die eben versteigerten Frequenzen sind im Bereich 3,4 bis 3,8 Gigahertz und haben eine relativ kurze Reichweite – darum auch kleinem Versorgungsbereich. Für den ländlichen Raum sind insbesondere das 2020 zur Versteigerung kommende 700 Megahertz-Paket interessant. 5G bringt eine Verdichtung der Sendestationen – aber nur ein Teil davon sind auf Masten (oder in Kirchtürmen). Viele Sender werden Mikrozellen sein, die mehr Ähnlichkeit mit einem WiFi-Router als einer großen Antenne haben.

Wird am Land 4G weiter forciert? Die Bandbreiten sind ja auch nicht schlecht.
SPUDICH: 4G wird weiter das Rückgrat der Breitbandversorgung sein. Wie übrigens auch in vielen Fällen 3G, das oft bei Innenräumen zum Einsatz kommt und Grundbedürfnisse wie HD-Videostreaming gut abdecken kann. Netze sind wie der Stephansdom, dessen Architektur romanische, gotische und barocke Elemente hat – seit 2G sind noch alle Mobilfunkgenerationen im Einsatz, und werden dies auch noch lange sein.

Wird es bei 5G zu nationalem Roaming kommen – etwa, um die Versorgung am Land besser zu machen? Was spricht eigentlich dagegen?
SPUDICH: Dies hängt von der Regulierung ab, nicht von den Betreibern. Es gibt ja bereits einen sehr sinnvollen Roamingfall: die Notrufnummer 112. Das Risiko von generellem Roaming ist jedoch, dass es zu Lasten der Betreiber geht, die viel in ihr Netze investieren und diese dann billig öffnen sollen. Bei der jetzigen Auktion kamen erstmals regionale Anbieter ins Spiel. Diese könnten bei einer Roamingverpflichtung um wenig Geld anbieten und würden so den Wettbewerb stark verzerren. Am Ende würde Roaming dazu führen, dass die Investitionsbereitschaft insbesondere in weniger dicht besiedelten Regionen stark abnimmt, da jeder auf einen anderen wartet, der ihm diese Last abnimmt.

Wird sich etwas an den Preisen ändern? Wird es teurer?
SPUDICH: Preise entstehen im Wettbewerb am Markt, nicht in Ankündigungen. Generell sehen wir seit Beginn des Mobilfunks, dass – bezogen auf die jeweilige Leistung – die Preise beständig billiger werden. Der Preis für ein Gigabyte Daten heute, der oft bereits unter einem Euro liegt, ist nur noch ein Bruchteil des Gigabyte-Preises vor drei oder vier Jahren. Heute bekommen Sie unlimitiertes Internet zuhause um 20 bis 30 Euro. Telefonie und SMS sind in vielen Tarife unbegrenzt.

Was tut sich im Roaming? Haben Touristen aus den USA, China oder Japan auch schon Roaming-Pakete und können sich somit Daten in Österreich leisten?
SPUDICH: Das hängt von ihren Betreibern ab, nicht von uns. In der EU sind zusätzliche Gebühren für Roaming de facto Geschichte, auch wenn es dazu eine EU-Regelung brauchte. Jedenfalls ist dank Prepaid-Karten und zahllosen WLAN-Hotspots Roaming auch für Touristen, die aus diesen Ländern kommen, kein wirkliches Thema mehr.

Drei

Jan Trionow, CEO Drei.at

 

Wann bieten Sie 5G Ihren Kunden an? Wann wird es in allen Landeshauptstädten verfügbar sein und wann flächendeckend?
JAN TRIONOW: Die 5G Frequenzen sind ersteigert und können nun genutzt werden.

Drei hat zehn landesweite Frequenzblöcke über 100 MHz erworben und verfügt nun über eine sehr gute Frequenzausstattung.

Erste kommerzielle 5G-Piloten wird es bereits 2019 geben. 5G wird voraussichtlich ab 2020 etwas für den Massenmarkt sein. Erste Geräte erwarten wir im ersten Halbjahr 2019, erschwinglich werden sie dann Ende des Jahres sein.

Wesentlich für den Ausbau sind die Rahmenbedingungen. Da wir für 5G deutlich mehr Standorte benötigen, sind Kooperationen der Anbieter aus wirtschaftlichen und praktischen Gründen enorm wichtig. Am Zug ist der Regulator, der Kooperationen gegenüber bisher eher zögerlich war. Auch müssen Genehmigungen für den Ausbau und die Aufrüstung bisheriger Standorte wesentlich schneller und einfacher als bisher erfolgen. Auch die Mieten auf öffentlichem Grund müssen dringend sinken. Je besser die Rahmenbedingungen, desto rascher kann der 5G-Ausbau erfolgen.

5G braucht für seine hohen Bandbreiten und kurzen Latenzen mehr Sender auf kleinerem Raum. Sind das schlechte Nachrichten für ländliche (und somit auch touristische) Gebiete?
TRIONOW: In der ersten Ausbauphase rüsten wir bestehende Standorte mit neuen Antennen auf. In der zweiten Phase ab Mitte der 20er Jahre werden wir Mikrozellen (z.B. in Straßenlaternen) einsetzen.

Für den Ausbau in ländlichen Gemeinden benötigen wir noch die Frequenzen der zweiten 5G-Auktion 2020. Damit Österreich – wie von der Bundesregierung gewünscht – zu einem 5G-Vorreiterland wird, braucht es auch eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden. Ein rascher 5G-Ausbau ist ja auch im Interesse der ländlichen Bevölkerung. Dadurch werden Haushalte besser mit Breitband-Internet versorgt und die Ansiedlung neuer Unternehmen bremst die Landflucht.

Wird am Land 4G weiter forciert? Die Bandbreiten sind ja auch nicht schlecht.
TRIONOW: Netze leben und werden ständig optimiert.

Wird es bei 5G zu nationalem Roaming kommen – etwa, um die Versorgung am Land besser zu machen? Was spricht eigentlich dagegen?
TRIONOW: Wie bereits erwähnt, brauchen wir für den landesweiten 5G Ausbau auch mehr Möglichkeiten seitens der Regulierung, um mit anderen Betreibern zusammenzuarbeiten. Dabei geht es nicht nur um die gemeinsame Nutzung von Standorten, sondern auch von Sendeanlagen.

Wird sich etwas an den Preisen ändern? Wird es teurer?
TRIONOW: Was Kunden heute bereits nutzen, wird günstiger werden. Allerdings gehen wir auch davon aus, dass Kunden in Zukunft mehr haben wollen. Österreich ist laut International Telecommunication Union (ITU) das weltweit günstigste Land für mobile Daten. Die Chancen stehen deshalb gut, dass Kunden auch bereit sind, für bestimmte Leistungen mehr zu bezahlen.

Was tut sich im Roaming? Haben Touristen aus den USA, China oder Japan auch schon Roaming-Pakete und können sich somit Daten in Österreich leisten?
TRIONOW: Touristen aus USA, China, Japan oder dem arabischen Raum greifen sehr gerne zu Wertkarten-Lösungen. Wir haben attraktive Angebote sowohl im reinen Daten als auch Sprachtelefonie-Segment, die speziell in Tourismus-Gebieten gern genutzt werden.