Beacons sind da und werden es bleiben! Sie sind aktuell allerdings meist nur ein Buzzword, wissen doch die wenigsten genau, was es damit auf sich hat. Weil auch xamoom Beacons aller Art unterstützt, wollen wir mit diesem Blogpost Licht ins Dunkel bringen.

Der Name Beacon kommt aus dem Englischen und bedeutet „Leuchtfeuer“, das i entstammt der Marketing-Abteilung von Apple. Genau wie ein Leuchtturm Licht aussendet, um Schiffe zu warnen, senden Beacons unentwegt Informationen aus. Dies geschieht über Bluetooth Low Energy (auch Bluetooth Smart genannt). Im Falle von iBeacons sind dies drei IDs:

  • Die Universal Unique ID (UUID) ist global eindeutig. Beispiel: de2b45ae-ed98-11e4-3432-78616d6f6f6d
  • Die Major ID kennzeichnet bei uns eindeutig das Kundensystem. z.B.: 51314
  • Die Minor ID definiert den exakten Ort oder das Objekt (in unserem Falle, den Spot) 23369

Funktionsweise

Ein iBeacon ist ein recht dummes Teil: Er sendet lediglich die drei IDs in bestimmten Intervallen und in einer definierten Leistung. Mehr kann er nicht. Allerdings macht er dies auf eine recht clevere Art. Smartphones können nicht nur das Signal auffangen, sondern auch dessen Stärke messen. Daraus ergibt sich die Entfernung zum iBeacon.

Es gibt zwei Voraussetzungen für den Einsatz von Beacons:

  1. Eine App ist nötig: Anders als bei NFC und QR kann man hier nicht einfach auf das mobile Web setzen.
  2. Bluetooth muss aktiviert sein. Einerseits kann die App dies nach Erlaubnis des Nutzers aktivieren und andererseits haben es viele schon aktiviert, weil es auch im Auto genutzt wird.

Wie iBeacons in der Praxis funktionieren, zeigen wir euch mit diesem kurzen Video:

Die App gehorcht lediglich auf die „eigenen“ Beacons – also jene, zu denen UUID, Major und Minor passen. Ist dies der Fall, kennt die App den Kontext des Nutzers (Standort oder Objekt neben ihm) und kann ihm die bestmögliche Information (bei xamoom auch in seiner Sprache) liefern.

Vielfältige iBeacon-Hardware

Apple hat kein Patent auf iBeacons, sprang lediglich als Erster auf den Zug und veröffentlichte eine genaue Spezifikation (IDs, Sendeintervalle etc.). iBeacons funktionieren somit auch mit Android.

Parts of an Estimote-iBeacons

How xamoom tests iBeaconsEin iBeacon besteht aus einem kleinen Bluetooth-Board mit Sender, einer Batterie und einem Gehäuse. Es gibt eine Menge verschiedener Formfaktoren. Je nach Anwendungsfall kann man sich für Indoor- oder Outdoor-iBeacons entscheiden. Letztere haben meist mehrere AA-Batterien, die das Gerät bis zu zwei Jahre mit Strom versorgen. Outdoor-iBeacon sind zudem bis zu –40° C spezifiziert und sollten daher auch einen strengen Winter überleben.

Wir trauen nicht jeden den Spezifikationen und haben unsere iBeacons einem Härtetest unterzogen – siehe rechts. Dazu haben wir einen spritzwasser-zertifizierten Beacon kurz ins Wasser gelegt und nach fünf Minuten herausgenommen. Er hat’s überlebt. Über das Wochenende trat jedoch ein Tropfen ins Gehäuse ein und hätte das Gerät wohl zerstört. Aber Regen und Sturm sollte er aushalten. Den Kältetest bei –16°C hat der kleine (bis –10° zertifizierte) Indoor-iBeacon ebenfalls überlebt. Nach vier Wochen im Gefrierschrank versagte jedoch seine Batterie, was bei Kälte üblich ist.

Die kleinsten erhältlichen Beacons passen in einen winzigen USB-Stick und können so an einer Steckdose hängen. Beacons werden künftig – was derzeit noch die Ausnahme ist – fix in elektrische Geräte integriert.

An Herstellern und Anbietern gibt es keinen Mangel. Die bekanntesten iBeacons kommen derzeit vom polnischen Hersteller Estimote. Wir von xamoom setzen aktuell auf die Bluetooth-Sender von Radius Networks. Wer Mut hat, kann beim „China-Amazon“ Alibaba große Mengen bestellen und deren Gehäuse nach eigenen Wünschen gestalten.

Entscheidend bei der Auswahl der Hardware ist neben der Qualität und Langlebigkeit auch die Offenheit des Geräts: Wie gut ist die Firmware? Ist man an den Hersteller gebunden oder darf man iBeacons verschiedener Hersteller mischen? Erlaubt der Hersteller das Überschreiben der IDs? Diese Kriterien waren für uns bei der Herstellerwahl wichtig.

Die Preise der iBeacons variieren enorm – von etwa 10 bis 100 Euro. Grundregel Nummer eins: Je teurer, umso weniger wartungsanfällig (z.B. Batterietausch) sind sie. Grundregel Nummer zwei: Eigentlich haben fast alle denselben Chipsatz von Nordic Semiconductor.

Bequemlichkeit und Interaktion

Man bewegt sich durch eine Galerie oder ein Museum und erhält die passenden Inhalte jeweils zum nächstgelegenen Objekt. Anders als bei NFC und QR muss der Nutzer selbst nichts tun, um stets den richtigen Inhalt zu bekommen.

Das Konzept kennen wir bereits vom GPS-Geofencing. iBeacons machen dasselbe, nur dass wir nicht an einem geografischen Punkt gefunden werden, sondern in Relation zu ihm, dem iBeacon (der wiederum Koordinaten haben kann). Dies ermöglicht eine präzise Ortung auch innerhalb von Gebäuden. Auch bei hoher Genauigkeit wird der Akku nicht gleich leer.

Zur Ortung gibt es zwei Mechanismen:

  1. Das Region-Monitoring läuft meist batteriesparend im Hintergrund. Die App muss dazu gar nicht geöffnet sein, das Handy kann im Standby verbleiben. Hier wird lediglich festgestellt, ob sich ein passender iBeacon in der Nähe befindet.
  2. Beim sogenannten Ranging muss die App aktiv sein. Hier wird festgestellt, wie nah sich der Nutzer an welchem iBeacon befindet. Das Betriebssystem misst die Signalstärke, der App-Entwickler kann darauf aufbauend unterschiedliche Entfernungsgrade errechnen. Beispiel:
    • Immediate: bis 50 cm zum Objekt
    • Near: 0,5 – 3 Meter
    • Far: alles über drei Meter und innerhalb der Sendereichweite eines bestimmten iBeacons

Real World Analytics

iBeacon heatmap at a gas stationAuf die Näherungswerte des Rangings kann die App reagieren. Beispiele dafür wären etwa die Anzahl der Seiten, aus denen man in der jeweiligen Zone wählen kann. Aber es geht noch viel mehr.

Im Web sind wir es gewohnt, alles Mögliche messen zu können: Wie viele Nutzer waren wie lange auf einer bestimmten Seite der Website? Welcher Anteil der Nutzer hat auf einen Button geklickt? Offline ermöglichen iBeacons endlich auch ähnliche Messungen, wenngleich man noch von der Anzahl der App-Nutzern auf die Gesamtpopulation hochrechnen muss. Die Range kann ausgewertet werden, um die Beliebtheit einzelner Objekte/Regale/Locations (zu unterschiedlichen Zeiten oder von verschiedenen Zielgruppen) messen zu können.

So könnte man etwa herausfinden, dass sich viele Kunden bei einem bestimmten Regal für etwas interessiert, aber nur ganz wenige tatsächlich gekauft haben. Oder man könnte einzelnen Nutzer die zu einem Regal gehen, es wieder verlassen und wiederkommen, einen Gutschein geben.

Auf knappem Raum setzt das voraus, dass das Handy und die entsprechende App aktiv sind. Im Freien, wo nur ganz wenige Beacons auf kleiner Fläche verteilt sind, funktioniert das auch über das Region-Monitoring (Handy im Standby, App nicht aktiv). In diesem Fall bekommt man deutlich mehr Nutzungsdaten als wenn man nur das Ranging hernimmt.

Möglich wäre auch ein Offline-Retargeting. Dies setzt jedoch nicht nur eine aktive App voraus. Die App müsste zudem noch Benutzerdaten halten. Dies bietet unser SDK nicht standardmäßig an (wir speichern keinerlei benutzerspezifischen Daten), kann jedoch von einem Entwickler integriert werden.

Big Data und Sensordaten

Neben diesen Anwendungen gibt es aber noch weitere Datenanwendungen. Manche iBeacons liefern als Extra Sensoren wie Thermometer, Barometer oder Gyroskope mit. Sie können über App und Handy des Nutzers (quasi als Proxy) anonym an einen Big Data-Service übermittelt werden. Einmal übertragen könnte man mit diesen Daten eine Menge machen.

So mancher iBeacon liefert dann noch Telemetrie-Daten mit. Die Batteriestände der ausgerollten iBeacons könnten bei der Planung von Wartungsarbeiten helfen.

Apropos Batterie: Zumindest bei Outdoor-Anwendungen ist es hilfreich, wenn auch GPS-Geofencing von App und Backend (wie bei xamoom) unterstützt werden. So kann der Dienst auch dann reibungslos angeboten werden, wenn ein iBeacon ausfällt, er entfernt wurde oder seine Batterie leer ist.

Vorsicht bei Benachrichtigungen

iBeacon notificationWas iBeacons noch spannend macht, sind Benachrichtigungen, die man an das Handy des Benutzers schicken kann. Dafür verantwortlich ist das Region Monitoring. Sobald der Nutzer in die Reichweite eines passenden iBeacons läuft, kann dieser durch die App benachrichtigt werden. Die Nachricht kommt nie vom iBeacon selbst, da dieser ja nur stupide seine IDs sendet. Für die Benachrichtigung ist der App-Entwickler verantwortlich.

Hier gilt jedoch: Weniger ist mehr! Werden zu häufige und aufdringliche Benachrichtigungen (z.B. mit Ton) gesendet, muss man mit sinkenden Nutzungszahlen rechnen. Was nervt, wird deinstalliert!

Bei unseren Apps für Projekt Ingeborg nutzen wir sehr unauffällige Notifications, die in der Status-Bar lediglich ein Icon anzeigen und dann beim Runterwischen das Angebot anzeigen. Verlässt der Nutzer die iBeacon-Region wieder, ohne sein Handy eingeschalten zu haben, bemerkt er es gar nicht.

Die Zukunft von iBeacons

iBeacons sind also da und sie werden es auch bleiben. Das zeigen schon die beeindruckenden Zahlen des letzten Jahres und die Prognosen für die Zukunft.

iBeacon statistics as of 2016-01

Laut einer Mitgliederbefragung bei Proxbook, einem Branchenverband von Proximity Marketing-Firmen, waren Ende 2015 über 5 Millionen Näherungssensoren aller Art (4 Millionen davon waren iBeacons) im Einsatz. Tendenz: stark steigend, wie die obige Grafik mit Zahlen von 2015 belegt. Bis 2020 erwartet man 400 Millionen Beacons weltweit.

Richtig Fahrt aufnehmen sollte das Thema, wenn Facebook for Business heuer mit seinem Beacon-Rollout beginnt.

Dann wären da noch die indirekten Auswirkungen von iBeacon-Projekten und die könnten beispielsweise dem stationären Einzelhandel helfen. Die US-Marktforscher von Business Insider schätzen, dass schon 2016, ein Umsatzvolumen von 4 Milliarden Dollar (0,1 Prozent des gesamten Handelsumsatzes) von iBeacon-Anwendungen beeinflusst wird.

xamoom mit iBeacons testen

Solche Lösungen müssen übrigens nicht viel kosten. Das xamoom Location CMS gibt es in unterschiedlichen Ausführungen und die Entwicklung mit unseren SDKs ist sehr effizient, wie unser Blogpost mit Screencasts belegt. Wenn Sie eine Demo vor Ort wünschen – einfach anrufen (+43-463-930 330) oder ein E-Mail (mail@xamoom.com) schicken.