In die Zukunft zu schauen, ist eine unserer Lieblingsbeschäftigungen. Einerseits müssen wir uns selbst auf Trends vorbereiten und erahnen, welche vermeintlich „heißen“ Technologien wir beobachten müssen. Andererseits sind Prognosen spannend und obendrein risikolos: Wer soll uns was tun, wenn wir daneben liegen?

Bei den Trends rund ums Mobile Marketing haben wir einiges identifiziert, das entweder heuer zu uns kommt oder zumindest seinen Anfang nimmt.

1. Neue Funktechnik kommt

2019 werden die ersten Consumer-Handys mit einer neuen Funktechnik auf den Markt kommen: RAIN RFID. RAIN steht für die unzähligen kleinen Tropfen, die die Cloud erst zur Wolke machen.

RAIN RFID erfahren

Die Technik ist sehr ähnlich, wie das heute gebräuchliche NFC (Near Field Communication). Bei NFC berührt man mit der Rückseite des Handys einen Chip mitsamt Antenne, der in diesem Moment Energie bekommt und dem Smartphone seine Information übergibt.

Die Vorteile von RAIN RFID, die im UHF-Band bei rund 900 MHz arbeitet, sind mannigfaltig. Das Handy gibt auch hier Energie ab, die dann von den UHF-Tags aufgenommen wird – allerdings beträgt die Reichweite dabei deutlich über zehn Meter. Zusätzlich kann noch ein Sensor geweckt werden, der seine Messwerte zurück aufs Handy gibt.

Die Vielfalt möglicher Anwendungen ist enorm:

  • Inventur im Vorbeigehen
  • Tagging eigener Gegenstände: In welcher Schachtel im Keller sind die Schischuhe?
  • Zwei Anwendungen auf einem Code: Die Kassa weiß sofort, welche Gegenstände sich im Einkaufswagerl befinden. Zusätzlich können Konsumenten Informationen wie Nährwerttabellen oder multimediales Storytelling (mit xamoom auch mehrsprachig) erhalten.

Einen zusätzlichen Turbo bekommt RAIN durch den günstigeren Preis für Tags von wenigen Cent pro Stück. Deren Antennen sind einfacher realisierbar, was sich in einem deutlichen Kostenvorteil niederschlägt.

Es wird ein spannender Weg, Infos aufs Handy zu bekommen, aber kein einfacher. Niemand wird irgendwo solche RFIDs platzieren können, um damit Passanten spammen. Es wird höchstwahrscheinlich stets eine App nötig sein.

2. Nachtmodus wird Standard

 

Einige Apps hatten immer schon einen Nachtmodus (auch „Dark Mode“ genannt). Mit dem aktuellen macOS Mojave machte Apple nun den „Dark Mode“ nun am Computer populär. Windows und Android ziehen rasch nach.

Der Vorteil: im Dunklen ist die Handynutzung so augenschonender, man ermüdet nicht so schnell. Angenehmer Nebeneffekt: Bei OLED-Displays, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, leuchten die einzelnen Pixel individuell, anstatt dass der gesamte pauschal beleuchtet wird wie bei LCD-Bildschirmen. Im „Dark Mode“ brauchen OLEDs somit deutlich weniger Strom.

Praktisch alle Softwareentwickler, werden über kurz oder lang den „Dark Mode“ anbieten. Googles Android-Betriebssystem (das aktuelle „Pie“ und noch mehr das kommende „Q“) nutzt das ebenso wie Microsoft (die nächste Windows-10-Version wird’s ebenso haben wie das aktuelle Office). Apple ist bei dem Thema ohnehin Vorreiter.

Apps, in denen viel gelesen wird, sollten ebenfalls darauf umrüsten und abhängig von Tageszeit oder Umgebungslicht einen Nachtmodus anbieten.

3. Bots & virtuelle Assistenten boomen

 

Eine App als Einbahnstraße zu sehen, ist schlichtweg falsch. Immer öfter sind virtuelle Assistenten oder Chat-Systeme am Werk, um Fragen von Nutzern zu beantworten oder um Hilfe zu bieten. Die App-Integration solcher Concierge-Services (etwa via Intercom) ist mit überschaubarem Aufwand erledigt. Antworten kann in der Zentrale jeder geben, der gerade Zeit hat.

Solche Dienste vom Nutzer mit viel Lob goutiert, weil der Nutzen klarer nicht sein kann.

Auch Google Assistant, Siri, Alexa & Co. werden vermehrt in Apps integriert. Die großen Anbieter stellen allesamt Entwicklertools bereit, damit deren smarte Begleiter auch App-Know-how bekommen.

4. National Roaming bei 5G

 

Die 5G-Technik mit ihren hohen Bandbreiten und superschnellen Reaktionszeiten bedingt, dass mehr Masten kleinere Gebiete versorgen müssen.

Gerade erst wurden Studien veröffentlicht, wonach Deutschland als eine der führenden Industrienationen eines der löchrigsten Handynetze überhaupt hat. In einem großen Flächenstaat wie Deutschland ist der Aufbau eines kompletten Netzes natürlich teuer.

Andernorts zeigt man schon länger, wie das gehen kann: In Schwedens weitläufigem Norden verpflichteten sich alle Netzbetreiber zum nationalen Roaming. Dort wurden die Lizenzen übrigens nicht per Auktion an den Bieter mit dem meisten Geld vergeben. Die Nordländer vergaben die Funklizenzen in einem Beauty Contest, bei dem sich die Bewerber darum rissen, möglichst viel für Endverbraucher zu tun.

Das Debakel der deutschen Netzqualität führte dort ebenso zur Vorgabe nationalen Roamings (gegen das die Mobilfunker nun klagen wollen) bei der 5G-Lizenzvergabe. Eine Verpflichtung zum Roaming innerhalb des Landes wäre auch in Österreich wünschenswert – man denke nur an die schlechte Versorgung alpiner Zonen.

5. Fuchsia: Android-Nachfolger wird präsentiert

Android hat – wie jedes andere Betriebssystem auch – seine Schwächen. Einer davon ist juristischer Natur: Seit Jahren schwelt ein Rechtsstreit zwischen Google und Oracle, ob Java lizenziert werden müsste oder nicht. Angesichts von deutlich mehr als einer Milliarde Android-Geräte weltweit, sorgt dieser Rechtsstreit auch bei geringem Risiko für sehr hohe nötige Vorsorgen in Googles Bilanzen.

Die Lösung wäre ein komplett neues Betriebssystem: Es heißt Fuchsia und ist seit 2016 bekannt. Ende 2018 entfleuchte einer Readme-Datei von Google, dass am sagenumwobenen Fuchsia-Betriebssystem auch Android-Apps laufen werden. Viel mehr als das und den oben gezeigten Screenshot kennt man noch nicht.

Was man bisher noch weiß bzw. worüber spekuliert wird:

  • 2019 soll es auf der Google Entwicklerkonferenz I/O vorgestellt werden. Bis es zum Einsatz kommt, werden aber noch gut zwei weitere Jahre vergehen.
  • Fuchsia wird mittelfristig nicht nur Android ablösen, sondern auch das Laptop-Betriebssystem Chrome OS.
  • Der Unterbau soll nicht mehr auf Linux basieren, sondern eine ganz neue Architektur bekommen.
  • Durch den Einsatz einer „Flutter“ genannten Technik sollen Apps für mehrere Plattformen (iPhone, Android, Windows, Mac Fuchsia etc.) zugleich geschrieben werden können, was zu Effizienzgewinnen führen wird.

Verlierer 2019:

Google: In den wichtigen Bereichen Social und Messaging kommen die Kalifornier auch 2019 nicht vom Fleck. Der einstige Facebook-Konkurrent Google+ wird eingestampft und auch zu WhatsApp & Co. wird der Abstand immer größer.

Blockchain: 2019 wird zum Jahr der Erkenntnis, dass man nicht für alles sinnvollerweise die Blockchain einsetzen kann oder soll. Auch wird sich mit der Herstellung virtuellen Gelds kein echtes Geld mehr verdienen lassen.

Augmented Reality & Virtual Reality werden auch 2019 kleiner bleiben als sich manche es erhoffen. Warum? Weil die Erstellung solcher Anwendungen und Inhalte weit mehr Geld kostet als viele sich leisten können.

Gewinner 2019:

Microsoft setzt sich mit seinen Apps (Office, ToDo, Launcher) und Diensten voll auf Android wie iOS und profitiert von deren Verbreitung.

Samsung wird das erste Handy mit einem faltbaren Display auf den Markt bringen. Big Deal? Nein. Aber wenigstens gibt es ein Innovationsfeld abseits von kleinen Babyschritten an marginalen Verbesserungen.

Das können die Superhandys vom Jahrgang 2019

Nach einer Zeit der Preissteigerungen gibt es heuer wieder preiswertere Flaggschiff-Smartphones. Apples Krise zum Jahreswechsel hat gezeigt, dass Preistreiberei klare Grenzen hat. Bei Android profitieren Nutzer von günstigeren Flaggschiffen durch den enormen inner-chinesischen Wettbewerb. Neben Xiaomi, Motorola, Huawei, Oppo oder OnePlus gibt es noch mindestens fünf weitere Hersteller, die mit aller Preisgewalt in den Westen ziehen. Samsung, LG oder HTC müssen sich 2019 warm anziehen!

Die Aussparungen für Front-Kamera und Gesichtserkennung bei randlosen Displays (auch „Notch“ genannt) werden deutlich kleiner – wie beim Galaxy S10 schaut oft gar nur noch die Selfie-Cam aus dem Display. Zudem werden fast alle Hersteller einen Fingerabdrucksensor in den Bildschirm integrieren.

Daneben gewinnen künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen an Bedeutung. Sie sorgen nicht nur für eine beeindruckende Bildqualität, sondern verbessern auch die Gesprächsqualität oder helfen beim Noise Cancelling für noch wohlklingenderen Musikgenuss mit.

Wichtige Events 2019:

Consumer Electronics Show (CES): 8. bis 12. Jänner 2019, Las Vegas, Web: ces.tech

Mobile World Congress (MWC): 25. bis 28. Februar, Barcelona, Web: mwcbarcelona.com

CeBit: nach 33 Jahren wurde die IT-Messe 2019 – wohl für immer – abgesagt, Web: cebit.de

World Wide Developer Conference (WWDC): Anfang Juni, San Francisco, Web: developer.apple.com/wwdc

Google I/O: Mai, Mountain View, Web: events.google.com/io/

Internationale Funkausstellung (IFA): 6. bis 11. September 2019, Berlin, Web: ifa-berlin.com

Apple’s iPhone event: September, Cupertino