Selbst am Land lohnt es sich, über mobile Dienste nachzudenken. Das mobile Internet ist zwar am Berg nicht immer eine Rakete, aber es gibt eine gute Nachricht: Es wird besser mit der digitalen Dividende!

Mit immer niedrigeren Frequenzen braucht man weniger Sendemasten, um ein größeres Gebiet zu versorgen. Nicht nur in Österreich sondern in ganz Europa wurde in den letzten Jahren das analoge Fernsehen durch Digital-TV ersetzt. Dadurch wurden jede Menge Frequenzen im niedrigen Spektrum (700 bis 900 MHz) frei, die den Mobilfunker für eine Menge Geld überlassen wurden.

Die Gretchenfrage lautet nun: Wann profitiert der ländliche Raum von LTE & Co.? Schon heuer? Wir haben bei den drei österreichischen Anbietern nachgefragt.

 

Armin Sumesgutner, A1

Armin Sumesgutner, A1

A1 Telekom Austria

Viele Touristiker fragen sich, wann es am Land (und speziell in den Bergen) schnelles Handy-Internet gibt?

ARMIN SUMESGUTNER: Mobiles Breitband ist in den ländlichen und alpinen Regionen bereits Realität. A1 hat in ganz Österreich bereits mehr als 2000 LTE Stationen im Frequenzbereich 800 MHz in Betrieb. Es kann natürlich vorkommen, dass sich sehr abgelegene Standorte außerhalb des Versorgungsbereiches befinden, auch dafür haben wir eine Lösung, die mit gerichteten Antennen arbeitet (Details).

Wann werden die Frequenzen der digitalen Dividende (700 – 900 MHz) genutzt werden?

SUMESGUTNER: Ende 2014 wurden in Österreich die Frequenzen um 800 MHz für Mobilfunk versteigert, dabei hat A1 ein sehr attraktives Paket erworben. Der Ausbau ist derzeit voll im Gang, insgesamt erreichen wir derzeit rund drei Viertel der Bevölkerung mit LTE und planen bis Ende 2016 den Ausbau weitgehend abzuschließen.

Wird durch diese niedrigere Frequenz auch der alpine Raum besser versorgt werden?

SUMESGUTNER: Ja, die Ausbreitungseigenschaften dieses Frequenzbereiches sind sehr günstig und damit besonders gut für den ländlichen und alpinen Raum geeignet.

Wenn ja, wann darf man mit höheren Bandbreiten rechnen? Schon in der Sommersaison?

SUMESGUTNER: Siehe Frage 2.

Welche mobilen Bandbreiten wird es im alpinen Raum heuer noch geben?

SUMESGUTNER: In Gebieten, die mit LTE versorgt sind, sind 150 Mbit/s pro Sektor möglich. An einem Standort haben wir meist drei Sektoren, also insgesamt 450 Mbit/s. Diese Bandbreite teilen sich aber alle Kunden, die in diesem Gebiet eingebucht sind und Daten übertragen. In der Praxis stehen den Kunden je nach Anzahl weiterer Benutzer und Entfernung von der Mobilfunkstation rund 30 bis 70 Mbit/s zur Verfügung.

Wird EDGE damit endgültig zum Auslaufmodell?

SUMESGUTNER: Ein Großteil der Sendestationen, die bisher nur EDGE Versorgung hatten, wurden schon mit 4G/LTE ergänzt. Zusätzlich zum weiteren LTE-Ausbau prüfen wir noch weitere Möglichkeiten, um die Kapazitäten der Stationen mit geringen Bandbreiten zu erhöhen.

 

Rüdiger Köster, CTO T-Mobile Austria

Rüdiger Köster, CTO T-Mobile Austria

T-Mobile Austria

Viele Touristiker fragen sich, wann es am Land (und speziell in den Bergen) schnelles Handy-Internet gibt?

RÜDIGER KÖSTER: Mobilfunkversorgung wird, wie auch international üblich, in Bevölkerungszahlen angegeben. Wir wollen ja die Menschen damit versorgen und nicht eine für den Einzelnen nichtssagende Fläche. Schnelles Handy-Internet gibt es jedoch nicht erst seit der Einführung von LTE, sondern bereits seit 3G. T-Mobile versorgt mit seinem 3G-Netz rund 94 Prozent der österreichischen Bevölkerung, bei LTE sind es jetzt schon über 90 Prozent, bis Ende des Jahres sogar über 95 Prozent. 2G, Sprache und Basis-Internet, hält bei einer Versorgung von 99 Prozent. Schwierig wird es bei Berghütten, sehr entlegenen Häusern, Bergen und Täler, wo Menschen zwar auf Wanderungen und Ausflügen hinkommen, aber die nicht im eigentlich Sinn bewohnt sind. In Österreichs schwieriger Topografie werden wohl auf längere Zeit weiße Flecken auf der Internet-Karte bleiben. Für solche Orte gibt es jedoch eine brauchbare Alternative, Breitband über Satellit, dessen Preise mit mobilem Internet vergleichbar sind.

Wann werden die Frequenzen der digitalen Dividende (700 – 900 MHz) genutzt werden?

KÖSTER: Die 800 MHz-Frequenz, die sogenannte Digitale Dividende 1, wird bereits für LTE genutzt. 900 MHz wird seit langem für Mobilfunk verwendet, jedoch bisher nur für 2G (Sprache und Basis-Internet). Die Frequenz 700 MHz, die so genannte Digitale Dividende 2, muss erst zur Nutzung ausgeschrieben werden – dies muss die RTR entscheiden. Aus Sicht der Mobilfunker: Je früher, desto besser.

Wird durch diese niedrigere Frequenz auch der alpine Raum besser versorgt werden?

KÖSTER: Grundsätzlich ja, denn diese Frequenzen sind langwelliger, reichen damit weiter und können dünn besiedelte Regionen besser versorgen. Aber auch in dicht besiedelten Regionen sind sie sehr nützlich für die bessere Indoor-Versorgung. Aber eines können auch niedrigere Frequenzen nicht: Berge durchdringen. So wie Berge Schatten werfen, bilden sie auch Funkschatten.

Wenn ja, wann darf man mit höheren Bandbreiten rechnen? Schon in der Sommersaison?

KÖSTER: Wir bauen derzeit rund 50 neue Sendestationen pro Woche und konnten so im vergangenen Jahr unsere LTE-Versorgung auf 90 Prozent heben. Dies stelle das größte Ausbauprogramm der Unternehmensgeschichte dar. Auf unserer Webseite bietet T-Mobile eine Karte, bei der die jeweils verfügbare Versorgung an einer konkreten Adressen abgefragt werden kann.

Welche mobilen Bandbreiten wird es im alpinen Raum heuer noch geben?

KÖSTER: Pauschal lässt sich das nicht sagen. Wie gesagt, 90 Prozent aller Österreicherinnen und Österreicher sind am Wohnort, in der Arbeit oder unterwegs mit LTE und 94 Prozent mit 3G von T-Mobile versorgt. Sogar noch mehr, wenn man 2G-Internet, am Display mit E angezeigt, denkt. Das reicht meist um Facebook, E-Mail oder WhatsApp am Handy zu nutzen.

Wird EDGE damit endgültig zum Auslaufmodell?

KÖSTER: Nicht so bald, denn es ist immer noch ein Backup für manche Innenräume, Keller oder in sehr abgelegenen Regionen. Selbst wo es sehr gute LTE- und 3G-Versorgung gibt wird Edge weiterhin verfügbar sein, als eine Art Sicherheitsnetz. Auch beispielsweise für viele Anwendungen des Internet of Things, kurz IoT, bei denen die Bandbreite eine nicht so große Rolle spielt.

 

Drei CEO Jan Trionow

Drei CEO Jan Trionow

Drei-Hutchison

Viele Touristiker fragen sich, wann es am Land (und speziell in den Bergen) schnelles Handy-Internet gibt?

JAN TRIONOW: Drei versorgt seit August 98 Prozent der Österreicher mit LTE und bietet das größtes LTE Netz aller österreichischen Betreiber. Damit kommen viele ländliche Gebiete – wie die meisten Ski- und Tourismusgebiete – erstmals in den Genuss von superschnellem mobilen Breitband-Internet. Speziell in den Ski- und Tourismusgebieten werden wir unser Netz auch weiterhin optimieren. Der Sieg beim aktuellen connect Netztest ist für Drei eine besondere Genugtuung. Nach zwei Jahren intensivem Netzausbau hat sich das Technik-Team diese Anerkennung mehr als verdient. Jährlich hat Drei einen dreistelligen Millionen-Betrag in den Netzausbau investiert. In Summe erforderte der landesweite LTE-Ausbau rund 1100 Mannjahre. Das 3Netz wurde innerhalb der letzten Jahre um die Hälfte erweitert. Fast alle Sendestationen wurden dabei auf LTE aufgerüstet. Aufgrund der herausfordernden österreichischen Topografie ist es sehr schwierig, die Bevölkerung zu 100 Prozent mit LTE zu versorgen. Ad Bergsteiger: Der Notruf kann natürlich auch in Gebieten abgesetzt werden, wo Drei ausnahmsweise keine Netzabdeckung bietet.

Wann werden die Frequenzen der digitalen Dividende (700 – 900 MHz) genutzt werden?

TRIONOW: Die Frequenzen der Digitalen Dividende 1 im 800 MHz Frequenzbereich sind bereits im Einsatz. Vor einigen Monaten hat das BMVIT angekündigt, dass die Digitale Dividende 2 (700 MHz Bereich) ab 2020 genutzt werden kann.

Wird durch diese niedrigere Frequenz auch der alpine Raum besser versorgt werden?

TRIONOW: Niedrige Frequenzen haben bessere Ausbreitungseigenschaften und man benötigt weniger Stationen um ein Gebiet versorgen zu können.

Wenn ja, wann darf man mit höheren Bandbreiten rechnen? Schon in der Sommersaison?

TRIONOW: Alle drei österreichischen Betreiber bauen derzeit ihre Netze in den Frequenzbändern unter 1000 MHz aus. Damit wird die Versorgung laufend verbessert.

Welche mobilen Bandbreiten wird es im alpinen Raum heuer noch geben?

TRIONOW: Wir haben im August 2015 wie erwähnt einen Riesen-Meilenstein bei unserem Netzausbau erzielt. Jetzt setzen wir laufend Optimierungsmaßnahmen. Ein Netz lebt und entwickelt sich ständig. Innerhalb des Alpinen Raums konzentrieren wir uns hauptsächlich auf Skigebiete.

Wird EDGE damit endgültig zum Auslaufmodell?

TRIONOW: EDGE bietet derzeit in Gebieten ohne LTE-Versorgung eine Basisversorgung. Durch die laufenden Optimierungsmaßnahmen wird die Nutzung von EDGE weiter zurückgehen.

 

Digitale Dividende im Tourismus

Bis zum Jahresende, so der Grundtenor der drei befragten Netzanbieter, sollten die Frequenzen der digitale Dividende im Einsatz sein. Den ein oder anderen weißen Fleck wird es jedoch immer geben. Das bedeutet für all die Wanderer, Radler und andere Bergsportler: endlich auch direkt am Gipfel ein Foto auf Facebook hochladen! Touristiker müssen sich darauf einstellen und sich fragen: Was kann ich machen, dass meine Besucher bestens mit Informationen und Unterhaltung am Handy versorgt sind?

Ideen zu den Möglichkeiten im Tourismus gibt’s hier: Mobile Informationssysteme im Tourismus.

Titelfoto: AdobeStock/erikzunec