Es ist fix, auch wenn viele es noch nicht glauben wollen: Ab Juni 2017 wird es keine Aufschläge beim Roaming mehr geben. Vertragspakete (Telefonminuten, SMS oder Daten), die einem im Inland zustehen, wird man auch in der ganzen EU (sowie in den EWR-Staaten Island, Liechtenstein und Norwegen) nutzen können.

Doch bis Ende des Jahres wird noch an Details gerungen. So soll das Dauer-Roaming, etwa der Kauf einer günstigeren SIM-Karte im Ausland (wie es in einem Telekom-Binnenmarkt sehr wohl möglich sein soll), unterbunden werden. Diese Verhandlungen könnten theoretisch noch einen Strich durch die Rechnung machen. Allerdings ist dies nicht sehr wahrscheinlich, denn keiner will den schwarzen Peter zugeschoben bekommen. Zu sehr freuen sich die Europäer über die Abschaffung wucherhaft hoher Gebühren.

Das Roaming-Ende bringt auch für Unternehmen wie xamoom und unsere Kunden enorme Chancen. Gerade im Urlaub oder bei Auslandsreisen wäre das Smartphone ein unterhaltsamer und informativer Begleiter.

Wir haben mit dem österreichischen EU-Parlamentarier Paul Rübig (EVP) gesprochen, der von Anfang an bei den Verhandlungen dabei war.

 

Paul Rübig, MEP

Sowohl das EU-Parlament als auch der Europäische Rat haben das Ende vom Roaming innerhalb der EU bereits abgesegnet. Ist es damit schon fix?
PAUL RÜBIG: Heuer sanken die Gebühren nochmals deutlich, mit 15. Juni 2017 sollen die Roamingaufschläge gänzlich wegfallen. Ab dann sind die Kosten für Telefonie, SMS und Daten im EU-Ausland gleich mit denen im Inland. Gewährt wird eine „Fair Use Policy“, zu der die Kommission noch bis Ende 2016 gestalten muss. Sie könnte etwa vorschreiben, dass man in einem gewissen Zeitraum (z.B. zwei Monate im Jahr) im Heimatland sich befinden muss. Die konkreten Bestimmungen zu Fair Use werden noch ausverhandelt.

Was muss noch passieren, damit es wirklich, wirklich kommt?
PAUL RÜBIG: Das Europäische Parlament und der Rat haben sich auf Abschaffung der Roamingaufschläge geeinigt. Damit ist die politisch notwendige Einigung gegeben.

Es gibt immer noch viele, die nicht so recht glauben wollen, dass das Roaming definitiv ein Ende haben wird. Wie erklären Sie sich dies?
PAUL RÜBIG: Von der Unterschrift unter die erste Roaming-Verordnung 2007 bis zur Abschaffung der Aufschläge 2017 werden dann zehn Jahre vergangen sein. Klingt lange, und auch ich hätte mir eine frühere Abschaffung gewünscht. Aber es braucht seine Zeit, die mittlerweile 28 Staaten auf eine Linie zu bringen. Leider haben viele nationale Regierungen geblockt, unter anderem auch die österreichische.

Kann es letzten Endes doch noch an irgendetwas scheitern?
PAUL RÜBIG: Theoretisch ja. Uneinigkeit bei den Großhandelsregelungen und an den Fair-Use-Klauseln könnten zu Unsicherheiten führen.

Werden Europäer, die oft und länger im EU-Ausland unterwegs sind, dennoch für Roaming bezahlen müssen?
PAUL RÜBIG: Entscheidend wird sein, was bei den genannten Verhandlungen herauskommt. Ich werde mich weiterhin dafür einsetzen, dass ein echter europäischer Binnenmarkt im Telekommunikationsbereich entsteht, bei dem zwischen Inland und EU nicht mehr unterscheiden wird.

Glauben Sie, dass es tatsächlich irgendwann dazu kommen wird?
PAUL RÜBIG: Ja. Weil Ländergrenzen absolut irrelevant geworden sind. Weil wir im Binnenmarkt frei leben, reisen und handeln. Das Notwendige und Sinnvolle werden sich durchsetzen.

Wie würden Konsumenten von einem einheitlichen Markt profitieren? Was wäre da anders? Wären die Gebühren dann für einen Anruf von Klagenfurt nach Paris gleich hoch wie von Klagenfurt nach Wien? Wären die Preise dann noch günstiger?
PAUL RÜBIG: Es würde keinen Unterschied mehr machen, ob man von Klagenfurt nach Paris oder von Hannover nach Salzburg telefoniert oder SMS-Nachrichten schreibt. Es wäre einerlei, ob man Snapchat am Strand von Italien nutzt oder von der griechischen Insel ein Bild via WhatsApp verschickt oder dies aus meiner Heimatstadt Wels macht.

Fotos: © Adobe Stock/Antonio Guillem, Büro Paul Rübig